Zwei Häuser, zwei Welten: Was Leiq und City-Tower über den Bürostandort Offenbach verraten
op-online.de | 29.01.2025
Von: Julius Fastnacht
Das eine Gebäude ist ausgelastet, das andere kämpft mit Leerstand: Leiq und City-Tower erzählen von den Möglichkeiten und Hürden des Gewerbestandorts Offenbach.
In Offenbach wartet ein Puzzle. Keins, das aus Pappe in tausend Teile gestanzt wurde. Sondern eins, wie es Sozialwissenschaftler gerne lösen würden. Es versteckt sich hinter den Mauern von Offenbachs größten Büroimmobilien. Da ist nämlich der City-Tower an der Berliner Straße, errichtet 2003, 2016 erworben von der britischen Comer Group, dessen englischer Eigentümer damals von einem „wonderful building“ schwärmte.
Offenbacher Bürogebäude: ganz unterschiedliche Auslastung
Der Offenbacher Wirtschaftsförderung zufolge hat der Inhaber zuletzt die Lobby renoviert, ein Café ins Haus geholt. Zudem mietet sich ein Zentrum für Blutplasma-Spenden ein. Doch: Laut der Website des Immobilienkonzerns BNP Paribas standen zuletzt noch fast 20 000 Quadratmeter Gewerbefläche leer – eine Entwicklung, die wohl seit Jahren stagniert.
Dann ist da das Leiq am Hafen, fertig gebaut erst 2023. Am Main gelegen, bietet das Leiq eine ähnlich große Gewerbefläche wie der City-Tower. Diese belegen die Unternehmen Danfoss, Lorenz und der Deutsche Wetterdienst zu 80 Prozent. Woher kommt diese Diskrepanz?
Offenbacher Immobilie verschwindet plötzlich von Website
Die Comer Group lässt eine E-Mail-Anfrage unbeantwortet. Stattdessen verschwindet das Profil des City-Towers plötzlich von der Makler-Website. Also müssen andere Auskunft geben: Thomas Abraham ist Diplom-Geograph und arbeitet für das unabhängige Forschungs- und Beratungsinstitut Empirica, das in Berlin, Bonn und Leipzig sitzt. Abraham hat sich die Profile der beiden Immobilien angeschaut.
Leerstand ist nicht allein eine Preisfrage
Über den City-Tower sagt er: „Die Mieten scheinen etwas günstiger als Bürogebäude mit ähnlichem Baujahr in Frankfurt. Der Leerstand ist also kein ausschließliches Preisthema.“ Hinweise auf das, was Firmen fehlt, gibt der Umzug des langjährigen Mieters Capgemini. Die Beraterfirma ging 2016 weg aus Offenbach, an die Mainzer Landstraße nach Frankfurt – und begründete den neuen Standort mit der Nähe zur Hauptkundschaft im Bankenviertel. „Eine These: Für Unternehmen, die es sich leisten können, ist der Standort und das Objekt nicht gut genug. Und für Unternehmen, für die der Standort und das Objekt passt, ist es zu teuer“, sagt Abraham.
Warum das Leiq dagegen als Gewinner daherkommt? Zwar bietet es keine Lage in der Frankfurter City – wichtig für Dienstleister. Dafür ein hochwertiges, modernes Arbeitsumfeld. Entscheidend, um Nachwuchs zu werben. Zusammen mit der Lage nahe der Hafeninsel ein attraktives Paket für Firmen wie Lorenz oder Danfoss.
Wie ein Investorenduo auf den Gewerbestandort Offenbach blickt
Simon van Zoggel leitet das Transaktions-Team für den Investor Imaxxam, der selbst schon Büros in Offenbach gekauft hat. Van Zoggel teilt mit: „Der Immobilienmarkt in Offenbach ist kein einfacher. Allein das Kaiserlei-Gebiet weist die höchste Gewerbe-Leerstandsquote in der Stadt auf.“ Die Lage „und vor allem die Mikrolage“ einzelner Objekte sei entscheidend für eine Vermietung. Gleichzeitig sollte die Immobilie flexibel und nachhaltig sein. Van Zoggel schließt: „Das ist bei vielen, teils auch älteren Gebäuden häufig eine Hürde.“
„Es gibt mehrere Themen, die uns besser aussehen lassen als den Marktdurchschnitt“, sagt dann auch Udo Stöckl, Geschäftsführer der Hamburger Investmentgesellschaft HT, die einen Teil des Leiq entwickelt. „Am Kaiserlei dürften wir von allen Büros die höchste Umweltzertifizierung besitzen“, sagt Stöckl. „Wir verbrauchen nur ein Zehntel der Energie der umliegenden Gebäude.“
Vor allem biete das Leiq seinen Mietern große Flexibilität. Eine Reaktion auf das Nutzerverhalten der vergangenen Jahre. „Viele Unternehmer fragen sich: Habe ich in zehn Jahren noch so viele Mitarbeitende wie heute im Haus? Das spiegelt unser Grundriss, der sich clever teilen lässt, unsere flexiblen Möbel wieder“, sagt Stöckl. „Aus einem Standardbüro können wir etwa schnell ein Gruppenbüro formen.“
Seine Schlussfolgerung: „Unternehmen wollen sich nicht mehr verpflichten wie früher. Dazu gibt es neue Anforderungen an Bürogebäude. Wir hatten die Möglichkeit, das alles beim Bau zu berücksichtigen. Andere Gebäude wurden zu einer anderen Zeit gebaut.“ (von Julius Fastnacht)
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